CAPE RACE zwischen Bodø und Stavanger, 15.-25. April 2025 3 Teil Selja Kloster - Stavanger

Teil 3: Selja Kloster - Stavanger: Norwegenfahrt der CAPE RACE zwischen Bodö und Stavanger, Reise vom 15. - 25.04.2025, geschrieben von Andreas Umbreit, Expeditionsleiter


In der Nacht zum 22. April umrundeten wir Norwegens berüchtigtes Kap Stad, wo so häufig übler Seegang herrscht, dass Norwegen in diesem Herbst tatsächlich mit dem Bau eines gigantischen Schiffstunnels durch die Halbinsel beginnen will, durch den Schiffe in ein paar Jahren das wilde Meer vor dem Kap meiden können. Auch bei uns hatte es nachts zwar deutlich geschaukelt, aber wir waren glimpflich davon gekommen. Als Ausgleich war direkt hinter Stad eine besondere Landung in der frühen Morgendämmerung noch vor dem Frühstück angesetzt, denn wir müssen heute noch einiges an Strecke auch tagsüber schaffen. Doch zunächst einmal Landung an der einsamen, erstaunlich großen und gut erhaltenen Klosterruine Selja auf der gleichnamigen Insel. Und dank frühem Reisezeitpunkt in der Saison waren wir, genau wie die vorherige Gruppe, die einzigen Menschen, die wir an diesem berührenden Ort trafen, um den sich unter anderem die Legende von Sunniva als einer sagenhaften norwegischen Nationalheiligen rankt, die in die Christiansierungszeit im 10./11. Jahrhundert zurück reicht.
Während die CAPE RACE anschließend wieder Kurs gen Süden aufnahm, nutzten wir die Strecke, um vor Selja aus dem Meer geholte Planktonproben unter dem Mikroskop des Schiffs näher zu betrachten, ergänzt und vorbereitet durch das hierfür aufgenommene Video des Schiffseigeners und Verlegers Nikolaus Gelpke.
Nachmittags reichte die Zeit für eine weitere Landung auf der weiter draußen gelegenen Insel Hovden, wo unsere Wanderlustigeren mit einer etwas rauhen Zodiacfahrt und dann einer Wanderung auf kaum sichtbaren Pfaden auf ihre Kosten kamen, indem wir dort nach bronzezeitlichen, rund 4000 Jahre alten Felszeichnungen suchten und auch fündig wurden, auf denen deutlich damalige Schiffe mit Ruderern erkennbar sind. Nebenbei konnten wir außerdem einen Seeadler beobachten, der uns aus relativ geringem Abstand von einer Felskuppe aus beobachtete, bis er majestätisch abhob.
Die jahrtausendealten Steinritzungen von Hovden und vielen anderen Orten in Skandinavien sind für mich ein immer wieder faszinierendes Thema, zu dem ich einen Spezialbeitrag vorbereite. Auch sie, mit ihren oft abgelegenen Orten speziell entlang der norwegischen Küsten werden sicherlich auch auf anderen irgendwann kommenden Fahrten der CAPE RACE angesteuert werden – sie erlauben wie ein Fenster einen Blick in eine ferne Vergangenheit.

Der folgende Morgen (23. April) fand uns vor dem idyllischen Örtchen Rosendal zwischen Berghängen weiter innen in der westnorwegischen Fjordlandschaft: völlig ruhige See, Sonne. Nach dem Frühstück ging es hinüber von unserem Ankerplatz in den kleinen Sportboothafen und von dort konnten sich jene, die eine größere Runde machen wollten, Max anschließen, um am kleinen Fluss mit seinen spektakulären Kaskaden und Wasserfällen aufzusteigen und auf dessen anderer Seite von oben her die Baronie zu erreichen, während andere direkt dorthin spazierten oder zumindest für eine Richtung die ca. 2,5 km mit einem Taxi zurück legten. Das Schlösschen von 1665 ist Norwegens einziger erhaltener Landadelssitz und begeistert vor allem mit seinem idyllischen Landschaftspark, der in seiner scheinbaren Natürlichkeit sehr durchdacht angelegt ist – unter anderem, indem sich die dort blühenden Gewächse nacheinander abwechseln. Wir waren hier vor gut 2 Wochen bereits mit der vorhergehenden Gruppe, und schon in dieser kurzen Zeit waren die Unterschiede im Vegetationsbild des Parks deutlich bemerkbar. Auch hier, wo sich später in der Saison die Kreuzfahrtschiffe ablösen, waren wir zwar nicht ganz die einzigen Besucher, aber es gab keinerlei Gedränge.
Nachmittags stand der Besuch unserer zweiten Klosterruine der Fahrt auf dem Programm: Halsnøy, ebenfalls ins 11. Jahrhundert zurück gehend und erneut waren wir hier die nahezu einzigen Besucher. Auf einer schmalen Halbinsel gelegen, ist die Ruine vom heutigen Bootsanleger aus in wenigen 100m erreichbar und auf ihrer anderen Seite liegt schon wieder das zur Anlage gehörendes idyllische andere Ufer mit den gut erhaltenen Resten eines eigenen steinernen Anlegers, der noch auf die Klosterzeit zurück geht. Auch in seinem verfallenen Zustand ein wirksamer Ort der Beschaulichkeit und inneren Einkehr.
Als Kontrast folgte am Abend das unterhaltsame Pub-Quiz von Max zum bisherigen Teil der Reise, bei dem das ganz am Anfang der Gruppe vom Schmied in Sund überreichte handgeschmiedete Eisenblatt als Preis auf den Gewinner wartete.

Über Nacht ein erneuter Sprung weiter nach Süden, und morgens lagen wir an der Pier von Skudeneshavn, einem Hafenstädtchen mit bemerkenswert komplett erhaltener, geradezu puppenstubenhafter Altstadt um den alten Hafen. Welche Menge an reizvollen Details und Fotomotiven, erneut bei warmem Sonnenschein. Draußen mit freiem Blick auf die Nordsee das schiffsbugartige moderne Edelstahldenkmal für die tausende norwegischer Seeleute, die während des 2. Weltkriegs einen entscheidenden Anteil unter anderem an der Versorgung Großbritanniens und an den Konvois nach Russland hatten und von denen viele auf See blieben.
Anschließend steuerten wir Stavanger als den Endpunkt unserer Reise an. Diese heute vor allem als Zentrum der norwegischen Ölwirtschaft bekannte Großstadt überrascht mit einer ausgedehnten, sehenswerten Altstadt einschließlich Dom, reizvoll um das langgestreckte natürliche Hafenbecken verteilt. Hier gab es reichlich Zeit für Erkundungen auf eigene Faust – wer wollte, konnte auch abends noch zu einer weiteren Exkursion in die Stadt aufbrechen.
Am folgenden Vormittag hieß dann wieder mal Abschied nehmen von der CAPE RACE, auch für mich, mit Transfer zum Flughafen von Stavanger, der überraschend viele Auslands-Direktflüge anbietet. Für unser Schiff geht es von hier aus weiter nach Schottland, gefolgt vom Sommer in Grönland, und im Herbst und Winter wieder zurück nach Norwegen, allerdings in dessen höchsten Festlandsnorden. Angesichts der Beliebtheit der CAPE RACE, die sich in einer hohen Stammgästequote spiegelt, werde ich etliche unserer Teilnehmer sicherlich auf der einen oder anderen kommenden Reise wiedersehen !





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